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Unser Interview mit Habila

Mittwochmorgen im Verkaufsraum der Tübinger Tafel: mit Tee und Kaffee treffen wir – Susanne und ich (Isabel) uns mit Sandra Basharat und Susanne Döffinger von der Habila Tübingen.


„Unsere“ Susanne hat sich in den letzten Wochen und Monaten für eine Lösung eingesetzt, wie noch mehr Backwaren von der Tafel vor der Tonne gerettet werden können. Denn manchmal erhalten wir von Supermärkten Backwaren, die nicht hygienisch aufbewahrt wurden - so können wir sie nicht mitnehmen und diese Lebensmittel müssen dann in den Müll. Deshalb hier die Idee: die Mitarbeitenden in den Märkten befüllen von uns gestellte Brotsäcke, nach süß salzig getrennt. So können wir recht einfach noch mehr gute Ware für unsere KundInnen bereitstellen!


Diese Brotsäcke müssen speziell für unsere Kisten angefertigt werden, und das  haben wir dann bei Habila in Auftrag gegeben und an jenem Morgen kam die dritte Lieferung zu uns. Susanne Döffinger ist Jobcoach bei Habila, und Sandra Basharat die Näherin, die unsere Säcke gemacht hat.


Wir setzen uns zusammen; gerade kommt ein Team von unserem Fahrdienst von der morgendlichen Tour zurück. Jürgen Schmid, unser Bereichsleiter für den Fahrdienst, setzt sich zu uns.



   Isabel Weber (JTT)


 Mal ganz von vorne. Susanne kannst du uns erzählen, wie genau es zu den Brotsäcken kam?


 
 Susanne Dießner (JTT)


 Genau: die Idee kam auf beim Radiointerview mit der Wüsten Welle, als wir die Junge Tafel neu gegründet hatten und uns dort vorgestellt haben. Da waren einfach ein paar Mitglieder von der Jungen Tafel dabei und dann hat uns der Moderator gefragt, was wir denn so für Aktionen hätten, oder wo wir ansetzen würden, und dann hatten wir gesagt, dass wenn wir in die Supermärkte gehen, da eben sehr viele Backwaren und Brot einfach direkt in die Mülltonne geschmissen werden.


Weil das einfach nicht hygienisch verpackt ist für uns, können wir das nicht mitnehmen. Und da kam eigentlich die Idee auf: wie können wir das anders gestalten und in pragmatischer Weise haben wir gedacht: wir lassen große Säcke nähen und die Mitarbeiter vom Discounter packen die dann voll.

 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Und dann haben Sie sich an die Habila gewandt, oder? Ich hab da nämlich glaub ich eine Mail über meinen Chef bekommen.


 
 Susanne Dießner (JTT)


 Genau, ich kenn jemand bei Habila, der auch Sozialarbeiter ist, und den hab ich gefragt an wen ich mich denn wenden muss, wenn ich jemanden suche der näht. Und dann hat er Sie gekannt. Und hat gesagt da gibts jemand ganz Tollen


Und dann hatte ich eben über die Bundestafel Gelder dafür beantragt, die Idee dafür weitergegeben und geklärt, ob wir das finanziert bekommen.


Und jetzt ist das ein Leuchtturm Projekt: wir haben Gelder für 50 Säcke bekommen und haben ja im ersten Anlauf die ersten vier Probesäcke bestellt, die besonders hübsch sind [lacht].

[Die ersten vier Probesäcke sind noch mit kariertem Rand.]


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Die sind dann bei der Wäsche geschrumpelt, gell? [lacht] Da haben wir dann nämlich erst genäht und dann gewaschen und dann wurden die plötzlich ganz klein [allgemeines kichern].


Also wir haben uns dem Ganzen auch angenähert. Jetzt waschen wir vorher und nähen dann. Weil das wirklich extrem eingeht!


Deswegen ist da auch dieser andere Stoff drangekommen - weil die plötzlich so klein waren! Die waren dann doch zu knapp!


   Susanne Dießner (JTT)


 Genau, die haben wir kaum über die Kisten bekommen. Also man kann sagen wir haben uns ran gearbeitet!


   Susanne Döffinger (Habila)


 Genau. Deswegen war auch gut, dass wir erstmal vier Probesäcke gemacht haben und dann erst die nächsten Zwanzig bestellt wurden, gell?


 
 Susanne Dießner (JTT)


 Genau.


   Isabel Weber (JTT)


 Und wie war das von euerer Seite aus, von den Anfängen? Und könnt ihr kurz beschreiben was Habila ist?


 
 Sandra Basharat (Habila)


 Also Habila ist ne Werkstatt für Behinderte…


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Menschen mit Behinderung ist der offizielle Begriff [schmunzeln].


   
Sandra Basharat (Habila)


 … und da machen die Leute verschiedene Sachen. Also es gibt viele Montagearbeiten.


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Wir sind Logistik, gell. Des darfst du nicht vergessen. Also unser Standort ist Logistik.


 
 Isabel Weber (JTT)


 Unser Standort, das heißt Standort Tübingen?


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Genau, Tübingen am Neckarbogen, wir heißen Werkstatt am Neckarbogen. Und da bist du, gell?


 
 Sandra Basharat (Habila)


 Genau. Und es gibt dort Leute, die haben verschiedene Behindertengrade. Es gibt Leute, die sitzen ganz im Rollstuhl, die können gar nicht sprechen, die können gar nicht selber essen, und es gibt verschiedene Bereiche, wo die verschiedenen Leute, die die verschiedenen Möglichkeiten haben dann arbeiten.


Also ich zum Beispiel arbeite ja an der Nähmaschine. Die Habila und die Frau Döffinger hatten ja die Nähmaschine gekauft. Und ich hab´s dann mal ausprobiert und dann kam raus, dass ich ein Talent dafür hab. Das ist für mich jetzt was ganz Besonderes hier zu sein. Ich mach unter Anleitung von der Susanne die Säcke.


Und…


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Unter anderem!


   
Sandra Basharat (Habila)


 Unter anderem, genau! Ich mach jetzt auch noch was anderes nebenher.


Und ja, also man hat auch in der Habila verschiedene Stufen. Normalerweise ist man in den ersten zwei Jahren im Berufsbildungsbereich. Wo man sich sozusagen auf den Arbeitsmarkt vorbereitet.


   
Susanne Döffinger (Habila)


 Auf einen Arbeitsplatz. Nicht unbedingt außerhalb im freien Arbeitsmarkt…


   
Sandra Basharat (Habila)


 Auf den Arbeitsplatz, wo man dann eben arbeitet.


Genau. Und was kann man noch sagen übe die Habila?


   
Susanne Döffinger (Habila)


 Also wir haben drei Standorte. Wir haben die am Neckarbogen – also hier in Tübingen, gell – hier am Neckarbogen, wo wir mit Logistik stehen und da ist auch der Fuchs, das ist wie du gesagt hast dieser Förderbereich für Menschen mit schwerster Behinderung.


Das zählt schon noch zur Arbeit, aber da geht’s schon auch noch viel um Beschäftigung. Weil da gar nicht viel möglich ist.


Ich bin jetzt selber seit zweieinhalb Jahren da – und ich hab noch nie so viele Individualisten auf einem Haufen gesehen [lacht]. Weil jeder kann was anderes, jeder hat ‘ne andere Einschränkung.


Des ist ja ‘ne Vielfalt, die da sitzt. Deswegen muss man sich jeden Menschen erstmal angucken, was kann er. Und da abholen, und ihn da in seinen Kompetenzen abholen. Und dann mit ihm arbeiten. Ja und als ich kam war eben dieser Logistik Bereich, da geht’s so um das klassische Werktstattarbeit…


   
Sandra Basharat (Habila)


 Zusammenschrauben, Aufkleben, …


   
Susanne Döffinger (Habila)


 Des ist so des was glaub ich jeder kennt.


   
Sandra Basharat (Habila)


 Kartons zusammenstecken. Alles Mögliche.


 
 Isabel Weber (JTT)


 Okay! Das heißt dann das Nähen ist jetzt eher was Neueres?


   
Sandra Basharat (Habila)


 Genau [breites Lächeln].


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Ja des ist jetzt so mit mir da reingekommen. Weil ich finde, da hat so ein bisschen das Kreative gefehlt. Und da sind wir dann in diese jahreszeitlichen Produkte rein und ich hab mir natürlich dann jemanden gesucht, der mir nicht gleich die Nähmaschine, die neu angeschafft ist, zerstört [alle lachen]. So kam Sandra dazu.

Ich muss wirklich sagen, sie ist da auch mit Begeisterung dran. Ich kann ja nicht acht Stunden neben ihr stehen, also hab ich dann immer schrittweise mit ihr ausgemacht, was es zu tun gibt. Und du hast dann auch zuverlässig diese Schritte gemacht. Und dann stand sie wieder unten und hat gesagt „Und jetzt Susanne?“


   
Sandra Basharat (Habila)


 Genau!


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Und dann bin ich wieder hoch und dann ham wir den nächsten Schritt gemacht und des mach mer jetzt so seit zwei Jahren.


Und dann ham wir aber auch festgestellt, also immer dieses Jahreszeitliche – wir hätten schon auch gerne so ein Produkt, das kontinuierlicher ist.


Ja und so nen Monsterzeitdruck ist jetzt eher schädlich.


 
 Sandra Basharat (Habila)


 Genau…


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Weil mit so Druck kannst du jetzt auch nicht so gut arbeiten.


   
Sandra Basharat (Habila)


 Es kommt ja dann darauf an, auf die Qualität am Ende. Und wenn ich einfach nur immer schneller und schneller mach, dann ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass es besser wird.


   
Susanne Döffinger (Habila)


 Und es gibt ja schon auch Tage, wo es dir nicht so gut geht, gell?


 
 Sandra Basharat (Habila)


 Genau.


   
Susanne Döffinger (Habila)


 Wo es dann halt nicht möglich ist. Und dann ist es für uns schön, wenn wir so ein Produkt haben, das wir nähen können und auch gut nähen können, aber wo eben nicht „du muss des jetzt!“ gilt. Deswegen freue ich mich so über diese Zusammenarbeit. Weil des so ein Dauerbrenner sein kann. Und so würde ich mir das auch wünschen. Und das kann auch wachsen. Du muss auch nicht die einzige bleiben die näht Sandra! Des geht natürlich alles, das kann auch wachsen.


 
 Sandra Basharat (Habila)


 Das wär auch schön. Wenn man auch andere Leute findet, die das auch können.


   
Susanne Döffinger (Habila)


 Da haben wir bestimmt auch. Aber wir wollen ja auch in der Qualität so bleiben, wie es jetzt ist. Ihr sollt auch mit uns glücklich sein. [allgemeines Lachen] Nene, das ist ja schon so.


 
 Susanne Dießner (JTT)


 Jaja. Die sind sehr stabil und auch die Nähte halten super. Also auch beim Waschen, ich glaub des war gar kein Problem. Wir hatten jetzt glaub ich eher das Problem, wie manche Supermarktmitarbeiter das jetzt umgesetzt haben. Wir hatten ja eigentlich die Säcke immer über die Kisten drüber gezogen. Und jetzt haben sie die Säcke aber mit Brot befüllt ohne Kiste, das heißt es war ein riesengroßes Teil, was man dann nur noch zu zweit tragen konnte. [alle lachen] Also das sind auch wir noch in der Findungsphase und da müssen wir noch bissl besprechen.


   
Jürgen Schmid (TüTa)


 Des war jetzt letzte Woche ganz schön ein Schock für mich. Wo die Lia dann gekommen ist mit diesem riesen Sack!


   
Susanne Dießner (JTT)


 Ja genau das war bei Lia in der Schicht!


 
 Jürgen Schmid (TüTa)


 Des kann ja eigentlich ned sein, sowas hängt man an den Krane nah! Wo man sonst irgendwie Bausteine mit transportieret.


 
 Isabel Weber (JTT)


 Die Säcke müssen wirklich stabil sein, wenn man sie sooo voll packen kann und die das mitmachen!


   
Susanne Dießner (JTT)


 Und bei süßen Sachen, bei Gebäck, muss man das nochmal den Supermarktmitarbeitern sagen, dass das in der Kiste bepackt werden kann, und oben zu. Aber nicht aus der Kiste raus, weil das zermatscht einfach alles. Aber das ist eben so ne - ja wir haben auch sehr viel gelernt von dem Projekt. Und es ist immer noch so ne Lernfindung – wie kann man‘s umsetzen und was braucht man und wo sind die Schwierigkeiten.


Aber ich hab grundsätzlich ja auch die Idee, dass Habila Brotsäcke nähen kann für Deutschland. Das hab ich Vera Willmann (Projektkoordinatorin Nachwuchsarbeit und Tafel Jugend) eben als Bericht weitergegeben.


Und da steht extra drin nur in kleiner Stückzahl, vielleicht finden sich andere Tafeln, die des einfach aufnehmen, als Idee. Um einfach doch mehr Lebensmittel retten zu können.


 
 Isabel Weber (JTT)


 Genau, das ist ja das attraktive, auch für unsere Seite: das wir wirklich die Qualität der Backwaren, die wir bekommen dann sichern können.


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Also wir ham ja auch Standorte in Ulm, in Markgröningen also so gesamt Baden-Württemberg, Und des Problem in den Werkstätten ist ja schon, dass wir immer auf der Suche nach Arbeit sind. Es wird immer sehr viel ausgelagert. In diese Niedriglohnländer, die dann wieselflink Menschen ausbeuten für nen Appel und nen Ei. Und von daher sind wir, da kann ich schon auch für andere Standorte sprechen, super interessiert. An so nem sich wiederholenden Auftrag. Wenn des so gesund wächst, dann fänd ich das echt total schön, wenn wir da gute Partner werden können.


 
 Isabel Weber (JTT)


 Wie ist das denn jetzt bei unseren konkreten Brotsäcken weitergelaufen? Also wir hatten erstmal die vier Probesäcke, die nach dem Waschen…


   
Susanne Döffinger (Habila)


 …. [lachend] plötzlich ganz, ganz klein waren.


 
 Isabel Weber (JTT)


 Die dann diesen schönen bunten Rand bekommen haben. Und was war dann der nächste Schritt?


   
Susanne Döffinger (Habila)


 Dann haben wir diese Muster dementsprechend abgeändert und dann haben sie gesagt, jetzt machen wir nochmal zwanzig, gell?


 
 Susanne Dießner (JTT)


 Mhm, genau.


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Dann haben wir jetzt neun vor Weihnachten gebracht und jetzt liefern wir die nächsten elf. Also wir sind jetzt mit der Bestellung durch.


   
Susanne Dießner (JTT)


 Genau. Die Neuen wurden größer, weil wir sie nochmal angepasst haben, dass die Säcke über die Kisten gehen, damit es nicht zu eng wird.


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Genau, wir haben da ja auch noch die Gummis eingezogen!


   
Susanne Dießner (JTT)


 Genau, denn Ihre Idee war, dass man den Gummi reinmacht, dass es einfach noch leichter geht, und dann waren sie noch größer. Und deswegen wenn man sie ohne Kiste nimmt sind sie jetzt riesig! Aber super.


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Und weil jetzt die Sicherheit da ist, passts. Jetzt können mer auch Lagen zuschneiden. Wir werden auch effektiver, auch du im Nähen. Das kann ich beobachten. Das wird immer effektiver [lachen].


 
 Sandra Basharat (Habila)


 Ja [breites Grinsen im Gesicht]!


 
 Isabel Weber (JTT)


 Das heißt es findet ja auf beiden Seiten eigentlich genau das gleiche statt. Bei uns ein absoluter Lernprozess, wie man das mit den Supermärkten einbindet, dass das in unseren Alltag passt, und wann wir die Säcke waschen. Da haben wir auch noch viel vor uns, bis das reibungslos läuft, nicht?


 
 Susanne Dießner (JTT)


 Ja, genau.


   
Susanne Döffinger (Habila)


 Uns geht schon auch um Teilhabe, um in Tübingen unterwegs sein, gesehen werden.


 
 Susanne Dießner (JTT)


 Also deswegen wars mir auch wichtig, dass wir des nicht selber stemmen mit dem Nähen, sondern dass wir wirklich auch jemand beantragen können. Wir wollen ja auch soziale Teilhabe als Tafel sichern. Mit den Lebensmitteln. Also das passt eben genau in unser Konzept rein.


 
 Sandra Basharat (Habila)


 Genau, das ist ja auch ne große Unterstützung von der Tafel dann, wenn sie zu uns kommt. Für die Habila - das ist eine ganz tolle Sache. Für uns, dass wir da dran sind.


 
 Susanne Dießner (JTT)


 Ja, schön. Und ja, ich fand das auch, also die Idee war ja auch von Tafel Deutschland gleich, au ja, stellt das Projekt vor und können die nicht auch für andere vielleicht Nähen, wenn andere Tafeln da quasi was bestellen wollen. Da weiß ich jetzt nicht in wie weit das dann umgesetzt wird, aber die Idee find ich super. Dass man das vielleicht auch aufgreift. Ich denke, dass man das Problem, dass eben sehr viele Lebensmittel in der Mülltonne landen, wirklich deutschlandweit hat.


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Ja aber mein Chef hat sich - das muss ich jetzt weitergeben - der hat sich gefragt „Wieso steht da jetzt kleine Mengen? Wir können auch große Mengen!“, da hab ich mir gedacht, das reicht doch jetzt erstmal, dann können mer weitersehen. Ich will nicht dass es so explodiert.


 
 Susanne Dießner (JTT)


 Ja das hab ich eben extra reingeschrieben, weil ich wusste, dass es in großen Mengen nicht gleich geht. Aber wenn sich kleine Mengen melden, …


   
Susanne Döffinger (Habila)


 Genau, da freuen wir uns.


 
 Isabel Weber (JTT)


 Sandra, wie war das alles für dich? Wie war es die ersten Brotsäcke zu nähen?


 
 Sandra Basharat


 Also am Anfang war da schon ne große Sorge, dass ichs versuche und nicht schaffe. Aber dann mit Unterstützung von Susanne, durfte ich immer wissen wie es weitergeht. Und wenn ichs dann doch vergessen hab, dann hab ich einfach nochmal nachgefragt. Und irgendwann war das dann so ne Art Routine für mich. Da bin ich dann schnell reingekommen, und hab da jetzt auch keine Angst mehr davor.


   Isabel Weber (JTT)


 Das heißt die Brotsäcke, jetzt die letzten waren wahrscheinlich vom Gefühl ganz anders zu machen?


 
 Sandra Basharat


 Genau, das ging schon viel einfacher von der Hand, als die Ersten. Weil…


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Da hast du jetzt ja auch nicht mehr bei jeder Stufe gefragt, gell?


   
Sandra Basharat


 Genau! Und für mich ist das halt was ganz arg Besonderes, dass ich daran teilhaben darf, an dieser ganzen Geschichte. Und ich mach das total gerne. Für mich ist das auch nicht wie harte Arbeit, sondern mir macht das auch Spaß! Und dann ist es was ganz anderes. Da geht man mit ganz anderer Motivation hin, weil man Spaß dran hat. Und ich wird von Zeit zu Zeit besser.


 
 Isabel Weber (JTT)


 Das ist auch ein gutes Gefühl.


 
 Sandra Basharat


 Jap. Genau. Und ich hab auch dann…


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Und du hast durchs Nähen auch so einen Aufschwung gekriegt, ne?


   
Sandra Basharat


 Ich hab selber auch das Ziel eine Schneiderlehre zu machen!


 
 Isabel Weber (JTT)


 Nicht schlecht! Wenn man etwas entdeckt hat, was einem Spaß macht, was man zum Beruf machen kann, das ist viel wert. Das ist cool zu hören!


 
 Sandra Basharat


 Und ohne Susanne wäre ich heute nicht hier. Also sie hat mir generell auf dem ganzen Weg, den ich ging mit all meinen Zielen sehr geholfen. Und ohne sie hätte ich das alles gar nicht geschafft.


 
 Isabel Weber (JTT)


 Klingt nach toller Zusammenarbeit.


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Ja Sandra hat da dann durch des Nähen auch wieder n bisschen den Mut gefasst da beruflich überhaupt was zu machen. Wie alt bist du?


 
 Sandra Basharat


 Ich werde diesen Monat 32.


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Genau, und es, darf ich da mal so erzählen?


 
 Sandra Basharat


 Natürlich, erzähl ruhig!


   
Susanne Döffinger (Habila)


 Sie war nämlich auf dem Gymnasium und ein ganz fittes junge Mädchen und ist dann krank geworden, und war dann glaub ich – wie lange? Und du bist ja immer noch mit deiner Krankheit beschäftigt…


   Sandra Basharat


 Also ich war so circa 15, 16, wo ich dann von der Schule runter bin.


   
Susanne Döffinger (Habila)


 Und war dann ein Jahr lang weg. Und dein Abschlusszeugnis von dem Gymnasium ist unter aller Kalotte. Also des geht gar nicht, des ist nichts. Damit kann man sich nirgendwo bewerben. Da bekommt man auch keine Ausbildung. Und die Ausbildungen für Menschen mit Behinderung, die sind oft ja dann auch so bisschen dudu. Also so nicht unbedingt auf nem Niveau, wo auch der Arbeitgeber dann sagt, da ist n ausgebildeter Mensch. Des muss ja auch son bisschen anprangern.


   Isabel Weber (JTT)


 Das es eigentlich für beide Seiten attraktiver sein könnte auch?


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Ja. Und du wünscht dir halt auch ne Ausbildung, mit der du auch wirklich in der freien Wirtschaft was anfangen kannst. Des wünscht du dir.


   
Sandra Basharat


 Genau. Und deshalb hab ich gestern angefangen - es war mein erster Tag - ein Fernstudium für meinen Hauptschulabschluss!


   
Susanne Dießner (JTT)


 Gut!


   
Sandra Basharat


 Und ich darf das sogar in der Habila drei Stunden am Tag am Laptop lernen. Den Rest der Zeit bin ich dann an der Nähmaschine. Und für mich, für mich ist das wie Weihnachten und Geburtstag zusammen.


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Gestern hat se dann da ihre Unterlagen gekriegt. Und ich weiß nicht, kennt ihr alle die neuen Unterlagen? Wenn man die kriegt, ein neues Buch beim Studieren, dann macht mans das erste Mal auf, und dieser Geruch! Da hat sie jetzt gestern gegrinst wie ein Honigkuchenpferd.


 
 Sandra Basharat


 Ja [lachen]. Ganz arg toll und… ich würd mich auch freuen, wenn wir dann irgendwie des weiter Hand in Hand – die Habila und die Tafel – weiterhin Hand in Hand zusammen arbeiten.


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 Natürlich.


 
 Sandra Basharat


 Auch nicht nur für mich. Auch für die anderen, und für die ganze Habila generell. Weil des ist natürlich ein großer Schritt. Und wie gesagt, ich würd mich auch freuen, wenn auch andere Leute die Möglichkeit haben an der Nähmaschine zu Lernen.


Und was natürlich wie gesagt schwierig ist, weil das ist natürlich wichtig, dass ihr auch was an Qualität bekommt. Deshalb muss man da natürlich suchen: wer hat die Möglichkeiten und wer hat die …


 
 Susanne Döffinger (Habila)


 … wer kann so konzentriert auch arbeiten, gell?


   
Sandra Basharat


 Genau.


 
 Isabel Weber (JTT)


 Ja, aber bisher sind wir ja auch von der Zusammenarbeit mehr als überzeugt, oder?


 
 Susanne Dießner (JTT)


 Ja, des fand ich auch. Also des ist auch die Rückmeldung von uns allen hier, dass die wirklich wunderschön sind die Säcke.


 
 Sandra Basharat


 Ach was! Echt?


 
 Susanne Dießner (JTT)


 Jap 😊


   
Sandra Basharat


 Kam da Rückmeldung?


   
Susanne Dießner (JTT)


 Ja genau.


   
Sandra Basharat


 
Wow!


   
Susanne Dießner (JTT)


 Und wir haben da so ein Plakat für den Supermarkt, wie sie das Sortieren sollen und für was die eingesetzt werden, und da steht auch drauf, dass die Zusammenarbeit mit Habila ist. Also des hatte ich gedacht ich schreib das dazu. Damit es einfach auch transparent ist, woher das kommt.


 Die Kaffeetassen sind leer, bald fängt die Arbeit der Vorbereitung in der Tafel an…


   
Sandra Basharat


 Es ist immer schwierig die Sachen so zu verpacken in so kurzer Zeit. Da könnte man noch so lang drüber reden!


 
 Isabel Weber (JTT)


 Das stimmt! Wollen wir die neuen Säcke ankucken und dann noch Bilder machen?


 
 Sandra Basharat


 Gerne!


 


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